Weihnachten auf der Wartburg
Krippenspiel 2017
Burgfrau:
(ruft) Lenchen!
Lenchen:
Ja, Mutter!
Burgfrau:
Ob du bitte einmal kommst!
Lenchen:
(geht zu ihr) Da bin ich!
Burgfrau:
Sieh, Lenchen: Der Junker ist nun schon seit Stunden
in seinem Turmzimmer. Ob du ihm einen Krug Wasser
hinauf bringst? Gewiss wird er durstig sein.
Lenchen:
Gern, Mutter. (nimmt den Krug, will gehen, zögert)
Mutter?
Burgfrau:
Ja, Lenchen.2
Lenchen:
Was macht der Junker dort oben?
Burgfrau:
Ich weiß nicht recht. Er hat Schriften oben, manches
Mal hört man ihn singen. Frag‘ ihn doch einmal, wenn
du oben bist!
Lenchen:
Das will ich tun! (geht mit dem Krug ab, zur Kanzel
hoch, auf der Luther mit einer Schrift in der Hand
steht)
Burgfrau:
(zur Gemeinde) Ach, Lenchen ist ein gutes Kind. Sie
macht mir Freude. – Aber nun will ich den Tisch
eindecken, denn das Abendessen ist schon nicht mehr
fern.
Lenchen:
(erreicht die Kanzel, klopft an die Kanzeltür)
Luther:
Herein, wenn’s nicht der Teufel ist!
Lenchen:
(öffnet die Tür) Ich bin’s!3
Luther:
Lenchen! Gott sei’s gelobt.
Als sein liebes Kind kommst du herein.
Lenchen:
Die Mutter hat mich geschickt!
Einen Krug mit Wasser trag ich zu Euch.
Luther:
(nimmt den Krug) Hab‘ großen Dank! Deine Mutter
meint es wohl mit mir. (trinkt einen Zug) Aah, das
erquicket Leib und Seele in rechter Weise!
Lenchen:
Herr Junker!?
Luther:
Ja, liebes Kind.
Lenchen:
Was macht Ihr hier den langen Tag entlang?
Luther:
Nun ja, derweil schau ich in alte Schriften, sie recht im
Deutschen zu verstehen. Ein ander Mal bin ich bei
einem Lied, das fertig werden soll.
Lenchen:
Ein Lied? Was für eines denn?4
Luther:
Ein Lied, das zum Weihnachtsfest gehört.
Lenchen:
Wie schön! Zu Weihnachten!
Luther:
Aber fertig ist es noch nicht. Ein paar Strophen erst.
Willst Du den Anfang einmal hören?
Lenchen:
Ach, das würd‘ die Mutter auch sehr interessieren!
Sie freut sich so auf’s Fest.
Luther:
Nun denn, so steigen wir hinab, des Liedes Zeilen auf
Papier nehmen wir gleich mit. (beide runter von der
Kanzel)
Lenchen:
(unten, voraus) Mutter, Mutter, der Junker kommt mit
zu uns hinab! Er hat ein Weihnachtslied geschrieben!
Burgfrau:
Wie schön! Ein Lied zu Weihnachten.
Dürfen wir es einmal hören, Junker Jörg?5
Luther:
Gern, liebe Frau! Ganz fertig freilich ist es nicht.
Das, was ich habe, soll aber schon erklingen.
Lenchen:
Wie fängt es an? Wie fängt es an?!
Burgfrau:
Gedulde dich, Lenchen! Junker Jörg wird ja gleich
beginnen. Du setz‘ Dich einmal hin.
(Lenchen setzt sich)
Luther:
Nun, es beginnt mit froher Kunde, der guten Mär. Uns
armen Leut‘ angesagt. Des Engels Stimme hören wir:
Vom Himmel hoch da komm ich her ….
Lenchen:
Aber, wie ist der Klang? Wie singt es sich?
Luther:
Die Melodie hat lauter Kraft und Schwung. Die Kunde
ist nicht aufzuhalten. In der Kirch‘ soll es gesungen
werden. Die vielen Leut‘ vereinen sich zu einer
gewalt’gen Stimme. Es klingt dann so:
(Orgel, Gemeinde, Strophe 1, helles Licht,
Engel auf der Kanzel)
————————–6
Lenchen:
Oh, so schön. Ich hab‘ ein bisschen Gänsehaut.
Burgfrau:
Junker Jörg, das ist ein festlicher Beginn.
Doch was wollt ihr uns berichten?
Luther:
Nun, ich hab‘ im Evangelium des Lukas nachgeschaut.
Dort steht alles aufgeschrieben. Die Sprach‘ ist
Griechisch zwar, doch hab‘ ich es ins Deutsche
übersetzt.
Lenchen:
Oh, wie gescheit! Bitte sag‘ er’s uns!
Was hat der Lukas aufgeschrieben?
Luther:
Nichts anderes, als mündlich gut bekannt. Die Geburt
des Christuskindes. Im Stall zu Bethlehem geboren.
Burgfrau:
Dann geht’s damit weiter?!
Luther:
Genau, so trifft es sich. Die gute Mär findet sich in
Strophe 2. Sie klinget so:7
(Orgel, Gemeinde, Strophe 2, Josef und Maria zur
Krippe, Krippenkerze entzünden)
Lenchen:
Ja, jetzt wird’s weihnachtlich!
Burgfrau:
Der heiligen Maria sei Dank! Gott hat sie erwählt.
Luther:
Doch von Sünden rein, macht uns das Kind allein!
Es bringt uns die Seligkeit.
Burgfrau:
Das ist wahr, doch ist auch die Maria rein, so dass ich
sagen will …… (Klopfen) Doch, horcht, es klopft! …
Ah, der Rinder-Hannes ist’s. Komm‘ er herein!
Hannes:
Grüß Gott, ihr Leut. Wird’s langsam festlich hier?
Burgfrau:
Hannes, Du wirst’s merken gleich. Doch Du kommst
vom Felde. Was erzählen sich die Leut‘?
Bericht‘ er’s uns!8
Hannes:
Man ist besorgt! Niemand hat den Luther mehr
gesehen. Manch einer sagt:
Erschlagen liegt er irgendwo am Wegesrand.
Burgfrau
Oh‘ nein! Das hat er nicht verdient,
wenngleich er sich sehr weit vorgewagt.
Luther:
Gerüchte sind’s. Nicht mehr. Um den Luther sei man
nicht so bange. Viele sind’s,
die freundlich ihm gewogen!
Lenchen:
Genug! Ich höre nur noch Luther. Das Lied! Ich möcht‘
es weiter hören! Kommt noch mehr?
Luther:
Ja, das Evangelium erzählt noch mehr. Es kam Besuch
zum Stall. Wer meinst, Lenchen, kam alsbald herbei
zur Krippe im nächtlichen Stall?
Lenchen:
Ich weiß! Die Mutter hat’s erzählt: Hirten waren’s.
Die kamen vom Feld dahin.9
Luther:
Lenchen, da lob‘ ich Dich! Gut hast Du’s Dir gemerkt.
Diese armen Tagelöhner hat Gott zum Ersten zu sich
gerufen.
Hannes:
Ei potzblitz! Da hätt‘ ich ja auch dabei gewesen sein
können! Das Feld ist mein täglich Brot.
Luther:
Siehst, Hannes, so kannst Du Dich doch freu’n! Gott
hat auch Dir seinen lieben Sohn geschenkt. Hört Euch
denn die nächste Strophe an:
(Orgel, Gemeinde, Strophe 6, Hirten zum Stall)
Lenchen:
Die Hirten waren sicher ganz brav.
Sonst hätt‘ Gott sie nicht gerufen.
Luther:
Lenchen, er ruft uns auch, wenn wir mit Schuld
beladen! Denn dafür ist das Christuskind gekommen:
Uns zu erlösen von Sünd und Not.
Hannes:
Na, da hätt‘ ich so einiges, was abzugeben wäre!10
Burgfrau:
Oh, armer Hannes! Fürchtest Du denn nicht Gottes
Zorn über Dich?
Luther:
Wir sollen uns nicht fürchten, sondern mutig ihm
vertrau’n! Das ist der wahre Schatz des Glaubens.
Lenchen:
Ich höre Schatz. Da sind doch noch die Könige, wie
Mutter mir erzählt, die dem Kind Geschenke brachten.
Hast Du die vergessen?
Luther:
Wie könnte ich! Was der Lukas in seinem Evangelium
berichtet, klingt bei mir so:
(Orgel, Gemeinde, Strophe 10 , 3 Könige mit
Geschenken zur Krippe)
Burgfrau:
Herr Junker, ihr schreibt Die Welt von Edelstein und
Gold bereit, wäre doch zu klein. Aber die Könige
bringen dem Kindlein doch auch Gold.
Ein Widerspruch, wie ich meine!11
Luther:
Werte Frau, versteht mich recht: Die Könige trennen
sich davon zu zeigen: Der wahre Reichtum ist das
Kind. Sie geben ab und gewinnen weitaus mehr.
Hannes:
Na, so ganz zu verachten ist der Mammon nicht.
Ein bisschen davon würd‘ mir schon weiterhelfen.
Lenchen:
Dafür haben wir Dich lieb, Hannes. So, wie Du bist.
Das ist doch auch was wert!
Hannes:
Dank Dir, Lenchen. Das baut mich auf. – Doch länger
bleiben kann ich nicht, die Rinder woll’n zusammen
getrieben werden. Adieu zusammen und ein frohes
Fest! (ab)
Burgfrau:
Ach, auf den Hannes ist Verlass.
Er lässt die Rinder nicht im Stich!
Luther:
Ja, ein guter Hirte ist Gott genehm. Von Gott selbst
heißt es im Bild gesprochen er sei – wenn wir nur fest
vertrau’n – der rechte Hirt‘ für uns.12
Lenchen:
Ja, und weil er so nett ist,
schenkt er uns das Christkind.
Burgfrau:
Wofür wir von Herzen danken können.
Luther:
Wie trefflich Ihr es sagt! Eine Abschlusszeile dazu
kommt mir in den Sinn: Lob, Ehr sei Gott, dem
Allerhöchsten, der uns schenkt seinen lieben Sohn …
Lenchen:
Herr Junker, es fehlt der Reim!
Burgfrau:
So schreibet doch: Lob, Ehr sei Gott im ewigen Thron.
Luther:
Ja, das passet gut! – Moment, ich überlege noch ….
(überlegt, schreibt)
Fertig, der Abschluss ist nun so:
(Orgel, Gemeinde, Strophe 15)
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Burgfrau:
Ja, so ist es schön!
Lenchen:
Lasst uns überlegen, was noch dabei sein könnte!
Burgfrau:
Nun, Lenchen, ist es spät geworden. Es ist Abendzeit,
wir wollen uns zu Tische setzten.
Lenchen:
Ein schönes Lied ist es!
Burgfrau:
Junker Jörg, wir danken Euch für dieses Lied zum
Weihnachtsfest. So setzt Euch doch zu uns, Eure
Gesellschaft ist uns eine Freude!
Luther:
Habt Dank! Das tu‘ ich gern.
(drei setzen sich zu Tisch)
Hab‘ Dank Herr Jesu Christ,
dass Du immer bei uns bist! Amen
Frohe Weihnachten!14
Lenchen:
Vom Himmel hoch, da komm ich her …