Hirtengeschichten / von Oliver Neick, Berlin

Krippenspiel 2022 – Hirtengeschichten

Mitwirkende: 4 Hirten, Maria, Joseph, Verkündigungsengel, 1-2 weiter Engel, eine Wirtin und ein Wirt

Grundstruktur:

1. Szene: 4 Hirten am Feuer erzählen nach langen und bewegten Tagen von ihren Erlebnissen. Einer kommt aus Nazareth und berichtet von dem ganzen Stress des Aufbruchs.

2. Szene: Hirte klopft bei Josephs Werkstatt an. Dieser ist grad an Planungen für ein neues Haus. Will ihm einen Auftrag für einen neuen Pferch geben, damit die Schafe abends sicher sind. Maria kommt und berichtet (hochschwanger) von der Ankündigung des Kaisers – alternativ tritt ein Herold neben dem Haus auf und verkündet die Nachricht und Maria sitzt in der Werkstatt und kommentiert das.

3. Szene: Die Hirten sitzen wieder am Feuer, berichten von den vielen Menschen die unterwegs sind und was das auch für ihren Beruf bedeutet, hoffen dass sich andere gut kümmern, dass es überhaupt wichtig ist, einander zu helfen. Einer erzählt von einer Begegnung mit einer schwangeren Frau und ihrem Mann auf dem schweren Weg nach Betlehem. Ihr ging es nicht gut und er hat sich um sie gekümmert.

4. Szene: Maria und Joseph sind unterwegs. Sie ist erschöpft, er etwas hilflos. Haben gerade erst die Hälfte des Weges geschafft. Keine vernünftigen Unterkünfte unterwegs, Schmerzen im Bauch. Hirte begegnet ihnen als sie gebeugt geht. Hat sein Bündel dabei und versucht zu helfen, bereitet ein bequemes Lager und kocht einen Tee. Maria geht es besser und er begleitet sie noch einen Tag.

5. Szene: Die Hirten sitzen wieder am Feuer. Erzählen von vielen freundlichen Menschen unterwegs, aber auch von solchen die nur an ihr eigenes Geschäft oder Interessen gedacht haben. Vor allem die Betreiber der Gästehäuser, die die Preise in die Höhe getrieben haben – Angebot und Nachfrage. Sie wären es ja gewohnt draußen zu schlafen, aber wie viele wohl grad in der Stadt umherirren. Einer berichtet von einem verzweifelten Ehepaar, die immer wieder abgewiesen wurden.

6. Szene: Maria und Joseph gehen klopfen zu einem Haus, Wirt weißt sie sehr drastisch ab. Hirt beobachtet das und hört ihr Gespräch. Bietet an zu helfen, bei einer befreundeten Wirtin, diese hat auch keine Platz im Gasthaus mehr aber einen relativ warmen Stall, Hirt hilft noch mit frischem Stroh, dann können sie sich ausruhen

7. Szene: Hirten am Feuer, bewegte Zeiten, aber trotz vieler freundlicher Menschen grundsätzlich schwierige Stimmung, viele fühlen sich allein gelassen, eine gewisse Hoffnungslosigkeit breitet sich aus, dann helles Licht, Auftritt des Engels mit der frohen Botschaft, begleitet von ein, zwei kleinen Engeln mit Kerzen, Hirten zunächst erschrocken, brechen dann auf

8. Szene: Schlussmoment wie die Hirten zu Maria und Joseph kommen, ein Wiedersehen in dreifacher Form

1. Szene

(In der Mitte brennt ein Feuer, sonst ist alles dunkel, roter Spot auf die am Feuer Sitzenden, Szenenbild 2 ist im Hintergrund schon aufgebaut, aber durch schwarze Tücher verdeckt)

Hirte 1: Boah, was für ein Tag.

Hirte 2: Wohl eher, was für eine Woche.

Hirte 3: Was für ein Chaos.

(alle stochern im Feuer herum)

Hirte 1: Aber danke, dass ich bei euch hier am Feuer den Abend verbringen kann. Ich bin lieber außerhalb der Stadt und so voll wie es da ist.

Hirte 3: Ist doch selbstverständlich.

Hirt 4: Wir Hirten müssen doch zusammenhalten.

Hirte 2: Und gemeinsam ist es auch sicherer.

Hirte 3 (zu Hirte 1): Du wirkst ziemlich erschöpft. Hattest du einen langen Weg?

Hirte 1: Kann man so sagen. Ich war fast eine Woche unterwegs und hoffe zuhause sind meine Tiere gut versorgt. Es war schon ein blöder Moment, als die Nachricht kam. Eigentlich war ich grad beim Zimmermann …

(Licht geht aus, Hirte 1 steht auf und geht ins Bühnenbild der Szene 2)

2. Szene

(Werkstatt von Joseph, es liegt diverses Werkzeug rum, eine Papierrolle, eine Feder auf einem großen Tisch, Joseph ist am Zeichnen)

Hirte 1 (kommt herein): Hallo Zimmermann Joseph, ich sehe du bist schwer beschäftigt.

Joseph: Kann man wohl sagen. Ich habe den Auftrag an einem Haus für Simon aus Sepphoria mitzuarbeiten und das wird sehr aufwendig.

Hirte 1: Gut für dich. Ich hätte dagegen nur einen kleinen Auftrag. Ich brauche einen neuen Pferch für meine Schafe. Der alte ist schon ganz verwittert und bietet kaum noch Schutz.

Joseph: Ich befürchte, dass muss noch etwas warten.

(Maria kommt herein)

Joseph: Hallo Maria, was ist los? Du siehst so blass aus. Geht es dir nicht gut?

Maria: Gesundheitlich ist alles okay, aber ich war grad auf dem Markt und da gab es eine große Ankündigung. Ich muss mich erst mal setzen. (setzt sich hin)

Joseph: Was war denn die große Neuigkeit? Wieder höhere Steuern?

Maria: Ach, wenn es nur das wäre. Sie wollen erstmal alle Menschen zählen und dafür muss jeder in die Stadt seiner Vorfahren gehen.

Hirte 1: Aber am Ende geht es doch wieder nur um die Steuern.

Joseph: Mit Sicherheit, aber in die Stadt unserer Vorfahren? Das wäre bei mir Bethlehem.

Maria: Genau, und ich muss mit, gehöre ja als deine Frau quasi zu dir, obwohl ich hier ganz in der Nähe geboren bin.

Hirte 1: Gilt das wirklich für alle?

Maria: So hieß es.

Hirte 1: Dann muss ich mich sputen und einiges organisieren. Meine Vorfahren kommen auch aus der Nähe von Bethlehem und meine Schafe kann ich da wohl kaum mitnehmen.

Joseph: Jetzt, wo es gerade gut lief und ich diesen neuen Auftrag habe, kommt so ein Mist. Dann sollten wir wohl mal anfangen zu packen.

(rollt das Papier zusammen, stellt es zur Seite, Licht geht aus, Wechsel der Kulisse zu Wegesrand, aber auch noch abgedunkelt, Hirte kehrt zum Feuer zurück, roter Spot wieder auf die Hirten)

3. Szene

Hirte 1: War gar nicht so leicht jemanden zu finden, der sich um die Tiere kümmert.

Hirte 2: Oh ja, das kenne ich. Mein Weg war zwar nur halb so weit wie deiner, aber für eine Woche ist man ja doch mindestens weg. Wenn da niemand aufpasst ist die Hälfte der Tiere verloren.

Hirte 3: Da bin ich froh, dass wir bei unseren Tieren bleiben konnten.

Hirte 1: Und dann auch noch so freundlich uns einzuladen.

Hirte 4: Selbstverständlich. Gerade in solchen Zeiten müssen wir einander doch helfen.

Hirte 2: Auf jeden Fall. Wenn wir nicht füreinander da sind, haben die Römer leichtes Spiel.

Hirte 4: Gerade die Schwachen geraten dann unter die Räder.

Hirte 1: Manchmal braucht es gar nicht so viel, nur Freundlichkeit, Zeit und eine helfende Hand.

Hirte 2: Das stimmt, ich hatte da auch so eine Begegnung auf dem Weg. Eine schwangere Frau mit ihrem Mann und ihr ging es gar nicht gut. Sie waren schon ein paar Tage unterwegs …

(Licht geht aus, Hirte 2 steht auf und geht ins Bühnenbild der Szene 4)

4. Szene

(Maria und Joseph treten auf, der Hirt sitzt auf einem Stein mit seinem Bündel Fell)

Maria: Ich kann wirklich nicht mehr Joseph. Mein Bauch wird immer wieder hart und meine Beine werden eher weich.

Joseph: Dann lass uns einen Moment ausruhen. (Setzen sich auf andere Steine)

Maria: Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist zwischendurch Plätze zum Schlafen zu finden. Zum Glück konnten wir gestern bei deiner Verwandten wohnen, aber die Nacht davor unter freiem Himmel hat mir nicht gut getan.

Joseph: Ich weiß. Es ist eine Zumutung. Überall ist es voll, viele Menschen sind gereizt und du müssest dich eigentlich irgendwo ausruhen.

Maria: Autsch, es tut immer wieder weh, aber ich will mein Kind nicht hier auf der Straße bekommen. Wenn wir es wenigstens, bis Bethlehem schaffen könnten.

Hirte 2: Da habt ihr aber noch ein paar Tage vor euch. Erst recht wenn ihr genügend Ruhepausen einlegt.

Joseph: Das werden wir wohl müssen.

Hirt 2: Ich habe hier in meinem Bündel vielleicht zwei Dinge, die Euch etwas helfen können.

(wickelt das Bündel auf, holt ein weiches Fell und ein kleines Säckchen heraus) Das Fell könnt ihr gern nutzen, um euch warm zu halten oder es etwas bequemer zu machen, wenn mal wieder keine Unterkunft frei ist.

Maria: Vielen Dank für deine Großzügigkeit. Brauchst du das denn gar nicht selbst?

Hirte 2: Ach wir Hirten halten das schon einige Zeit aus.

In dem kleinen Säckchen befinden sich ein paar Kräuter, die helfen bei Schmerzen und sie beruhigen etwas.

Maria: Beeindruckend, ein Hirte und Heiler.

Hirte 2 (lacht): Naja, eher eine alte Rezeptur meiner Mutter. Ich mache uns ein kleines Feuer und koche die Kräuter mit Wasser.

Joseph: Das ist wirklich sehr lieb von Dir, warte ich helfe dir.

(beide beginnen Holz zusammenzutragen, dann erlischt das Licht, Umbau der Bühne zum Wirtshaus, erneut verdunkeln, Hirt kehrt zurück zum Feuer)

5. Szene

Hirte 2: ich habe sie dann noch einen Tag begleitet, bis zu einem anderen Verwandten und bin dann zügig weiter hierher.

Hirte 3: Aber zügig bringt hier auch nicht viel.

Hirte 4: Die Schlangen bei der Registrierung sind lang.

Hirte 1: Ich werde es morgen nochmal versuchen, kommt ihr mit?

Hirte 2: Da komme ich gern mit. In der vollen Stadt ist es besser zu zweit.

Hirte 3: Ja, so eine große Volkszählung bringt nicht nur das Gute zum Vorschein. Einige versuchen die Situation auszunutzen.

Hirte 1: Das habe ich unterwegs auch gemerkt. Allein die Preise in den Unterkünften sind extrem gestiegen. Da habe ich oft freiwillig lieber draußen geschlafen.

Hirte 3: Da habe ich gestern in Bethlehem auch wieder was erlebt, aber zum Glück kenne ich hier ein paar Leute …

(Licht geht aus, Hirte 3 steht auf und geht ins Bühnenbild der Szene 6)

6. Szene

(Maria und Joseph stehen am Rande und man hört den Wirt)

Wirt: Eine Unterkunft wollt ihr haben? Ihr Scherzbolde. Hier ist alles voll. Ich könnte euch nicht mal einen Platz anbieten wenn ihr das doppelte zahlt und eine hochschwangere brauche ich hier nicht auch noch. Ist schon alles anstrengend genug. In Bethlehem werdet ihr jetzt kaum was finden.

(Maria und Joseph kommen langsam auf die Bühne, der Hirt 3 geht auf sie zu)

Hirte 3: Ich habe gerade gehört, wie euch der fiese Joel weggeschickt hat. Seid froh, er ist ein Halsabschneider und presst die Leute aus.

Joseph: Aber er hat ja recht. Es ist einfach nichts mehr frei und meine Frau braucht dringend einen Ort zum Ausruhen.

Maria: Ich leg mich hier gleich an den Wegesrand und bekomme da am besten noch mein Kind – direkt vor Joel Gasthaus.

Hirte 3: Das fände er bestimmt nicht gut, aber ich habe da noch eine andere Idee. Gleich da vorne ist das Gasthaus von Miriam. Sie ist eine alte Freundin und weiß vielleicht eine Lösung, selbst wenn sie keinen Platz mehr hat.

Maria: Nun ja, einen Versuch ist es wert.

Joseph: Danke für deine Hilfe.

Hirte 3: Dankt mir erst wenn wir eine Lösung gefunden haben.

(Hirte geht vor und klopft, Miriam kommt raus)

Miriam: Hallo alter Freund, was treibt dich denn mal wieder in die Stadt.

Hirte 3: Ich bin nur wegen ein paar Erledigungen hier, aber diese zwei hier brauchen dringend Hilfe.

(Miriam geht zu Maria, legt die Hand auf den Bauch)

Miriam: Oh, das dauert aber nicht mehr lange.

Maria: Das glaube ich auch, deshalb suchen wir dringen eine Unterkunft.

Joseph: Aber überall ist es voll.

Miriam: Das sieht bei mir nicht anders aus. Aber ich würde dich auch ungern in meinem überfüllten Gasthaus unterbringen, da kommst du nicht zur Ruhe.

Hirte 3: Hast du denn noch eine andere Idee?

Miriam: Vielleicht ja. Kennst du den neuen Stall, den ich letztes Jahr hinterm Gasthaus gebaut habe? Er steht ein bisschen abseits.

Joseph: Ein Stall?

Miriam: Keine Sorge bisher sind da nur ein alter lieber Ochse und ein Esel drin. Daneben ist noch genug Platz und wenn mein alter Freund euch vielleicht etwas frisches Stroh hinlegt, wird es fast gemütlich.

Hirte 3: Na klar, mache ich doch gern.

Joseph: Was sagst du Maria?

Maria: Klingt geradezu paradiesisch im Vergleich zur Straße. Vielen Dank Miriam.

Miriam (zum Hirten): Kannst du die beiden begleiten? Ich muss mich erstmal noch um die Gäste kümmern und wenn es etwas ruhiger wird, komme ich später nachschauen.

Joseph: Vielen Dank.

Miriam: Gern und übrigens hier noch ein, zwei Decken. Einige der Gäste werden heute Nacht keine vermissen.

(Hirt 3 bringt Maria und Joseph zur Seite, Licht geht aus und der Hirt 3 kehrt zum Feuer zurück)

Gemeinde singt: Stille Nacht

7. Szene

Hirte 3: Zum Glück konnten wir es Ihnen noch etwas gemütlich machen.

Hirte 1: Schon seltsam, dass wir alle in den letzten Tagen einem Paar mit einer schwangeren Frau begegnet sind.

Hirte 2: Vielleicht braucht es so ein Zeichen der Hoffnung, dass das Leben weiter geht, in so schwierigen Zeiten. Wie ein Licht in der Dunkelheit.

Hirte 3: Apropos Licht, findet ihr nicht auch, dass es gerade sehr hell wird.

(alle drei erschrecken und der Verkündigungsengel tritt auf)

V-Engel: Fürchtet euch nicht!

Hört doch: Ich bringe euch eine gute Nachricht,

die dem ganzen Volk große Freude bereiten wird.

Denn heute ist in der Stadt Davids

für euch der Retter geboren worden:

Er ist Christus, der Herr.

Und dies ist das Zeichen, an dem ihr das alles erkennt:

Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden.

Es ist in Windeln gewickelt

und liegt in einer Futterkrippe.

(weitere Engel treten/tanzen dazu und singen: „Ehre sei Gott in der Höhe“)

(dann nimmt das Licht wieder ab und die Hirten bleiben allein zurück)

Hirte 1: Was war das? Haben wir nicht gerade über eine schwangere Frau gesprochen?

Hirte 2: Und gehört eine Krippe nicht in einen Stall?

Hirte 4: Das kommt mir bekannt vor …

Hirte 3: Ich glaube ihr habt recht und ich weiß, wo wir hingehen müssen.

(alle stehen auf und gehen ab)

Lied: Hört der Engel helle Lieder

(Umbau zur Schlussszene)

8. Szene

Maria: Ihr seid ja fast wie Engel, die unseren Weg begleitet haben und nun seid ihr die ersten hier im Stall.

Hirte 2: Wer konnte schon ahnen, welches wunderbare Geschenk für unser Volk du unter deinem Herzen trägst.

Miriam: Und wir durften Teil dieses Wunders sein. Gott ist mit dir Maria und auch mit uns.

Lied: Ihr Kinderlein kommet